Am 4. November zeigten wir in der Kinemathek Karlsruhe den Dokumentarfilm „Die Liebe zum Leben“, ein einfühlsam beeindruckendes Porträt des Wehrmachtsdeserteurs Ludwig Baumann.
Im zweiten Weltkriegs wurde Ludwig Baumann als Deserteur zum Tode verurteilt. Er überlebte Todesstrafe, KZ und Ostfront. Nach dem Krieg behält die Todesstrafe ihre Gültigkeit und Wehrmachtsdeserteure sind deshalb weiterhin vorbestraft mit allen gesellschaftlich stigmatisierenden Folgen. Erst 2002 gelingt es der von Ludwig Baumann mitbegründeten „Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz“ nach jahrelangem Kampf die Aufhebung aller Strafen gegen Deserteure. 2002 waren sie endlich erfolgreich, die Todesurteile werden aufgehoben. Erst im September 2009 wurden vom Bundestag dann auch die wegen „Kriegsverrat“ verurteilten Opfer der NS-Wehrmachtjustiz pauschal rehabilitiert.
Wir hatten zu der gut besuchten Vorstellung die Regisseurin Anette Ortlieb zum anschließenden Filmgespräch eingeladen. Sie berichtete sehr persönlich über ihre Begegnungen mit Ludwig Baumann und die Entstehungsgeschichte des Films. Ludwig Baumann war auch in Karlsruhe bei der Einweihung des Deserteurdenkmals im Gewerbehof und einige Besucher*innen konnten sich noch lebhaft an ihn erinnern und davon berichten. Was würde Ludwig Baumann heute tun? Vermutlich das was auch im Film zu sehen war, als er angehende Rekruten auf dem Bremer Hauptbahnhof zur Kriegsdienstverweigerung aufrief. Ich stellte deshalb dann die neue Kampagne der DFG-VK gegen die angekündigte Wehrpflicht und unser Netzwerk zur KDV-Beratung vor. So konnte leicht der Bogen von einem vordergründig historischen Thema zur Gegenwart gezogen werden.
Annette Ortlieb ist gerne bereit zu weiteren Filmveranstaltungen zu kommen. Anfragen stellt ihr am besten über ihre Homepage: www.inseltoechterfilm.de/leben, dort kann auch das Video des Films bestellt werden.
Stefan Lau – DFG-VK Karlsruhe